Im Rahmen des Montagstreffs der Kolpingsfamilie Buchen fand an der Zentralgewerbeschule Buchen ein Vortrag zum Thema „Künstliche Intelligenz“ statt. Referent war Carlo Götz, Schulleiter der Zentralgewerbeschule, der den Teilnehmenden in einem zweigeteilten Vortrag die technologischen Grundlagen sowie die Chancen und Risiken von KI näherbrachte.

Als Diplomphysiker und ehemaliger Softwareentwickler, hat sich Götz schon vor 25 Jahren mit den Algorithmen beschäftigt, die hinter neuronalen Netzen liegen. An zwei einfachen Beispielen zeigte er, wie eine Maschine lernt und führte den Anwesenden vor, wie ein neuronales Netz mit Daten trainiert wird und anschließend in der Lage ist, Muster – in diesem Fall handschriftlich erfasste Ziffern – zu erkennen.

Nachdem KI-Systeme in den vergangenen Jahren gelernt haben, geschriebene und gesprochene Sprache, Bildinhalte und vieles mehr zu erkennen, befinden wir uns derzeit mittenin einer zweiten Phase der KI-Revolution – der sogenannten generativen Revolution. Götz zeigte den Anwesenden, wie man durch kurze, präzise Anweisungen, sogenannten Prompts,in sekundenschnelle Texte, Bilder, Videos und Musik generieren kann und welche beeindruckende Qualität diese mittlerweile haben.

Im Anschluss an die Demonstrationen stellte der Referent die Frage, welche Chancen und Risiken diese neue Technologie mit sich bringen kann. Götz betonte, dass KI tiefgreifende Veränderungen mit sich bringen wird, die nicht nur Wirtschaft und Arbeit betreffen, sondern auch die Demokratie und das gesellschaftliche Leben.

Exemplarisch zeigte er den Einsatz von KI an zwei Beispielen. Zum einen beim Programmieren, indem er zeigte, wie diese Systeme einfache Programmieraufgaben lösen und bei komplexen Codierungsfragen unterstützen können. Dies beschleunigt die Entwicklung von Software und ändert das Berufsbild des Softwareentwicklers maßgeblich. Zum anderen ging er auf die KI Emma ein, die in der Lage ist,Computerprogramme zu bedienen und dadurch repetitive Aufgaben im kaufmännischen Büroalltag und im Bereich der Verwaltung selbständig zu erledigen.

Götz zitierte Studien, die auf die Auswirkungen von KI auf den Arbeitsmarkt hinweisen. Berufe, die kreative oder soziale Fähigkeiten erfordern, werden wahrscheinlich weniger betroffen sein. Technische und repetitive Tätigkeiten hingegen könnten durch Automatisierung ersetzt werden. Dies birgt das Risiko von Arbeitsplatzverlusten, stellt jedoch gleichzeitig eine Chance dar, sich auf menschliche Stärken zu besinnen und neue Qualifikationen zu erlernen.

Neben den Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt hat die KI auch Auswirkungen auf andere Bereiche unserer Gesellschaft. Deepfakes, die kaum noch von Originalen unterscheidbar sind, gefährden das Vertrauen in Information und Kommunikation, die beide Basis einer funktionierenden Demokratie sind. Götz zitierte hierzu den Historiker Yuval Noah Harari, der sagt, dass die KI unser Betriebssystem, nämlich die menschliche Sprache, gehackt hat.

Ein weiterer Aspekt, war die Einbindung von KI-Tools in die Bildung. Götz erläuterte, wie Lehrkräfte diese Technologie nutzen können, um personalisierte Lernangebote zu gestalten und Schüler individuell zu fördern. Durch das gezielte Erstellen von Prompts ließen sich Aufgaben und Übungen erzeugen, die auf die Bedürfnisse der Schüler abgestimmt sind und Schüler gezielt beim Lernen unterstützen können. 

Götz betonte, dass es für Schulen und Lehrkräfte essenziell sei, sich mit diesen Technologien auseinanderzusetzen. „Die richtige Nutzung von KI eröffnet uns die Möglichkeit, den Unterricht individueller und praxisnäher zu gestalten“, so Götz. Die Schulen seien gefordert, jungen Menschen Kompetenzen im Bereich KI zu vermitteln, um sie zukunftsfähig zu machen.

Abschließend sprach Carlo Götz über die Bedeutung von Regulierung im Umgang mit KI. Die Einführung von spezifischen Richtlinien und Regularien, wie sie durch den neuen „EU AI Act“ festgelegt wurden, seien notwendig, um die Entwicklung der KI in sichere Bahnen zu lenken.

Der Vortrag vermittelte den Teilnehmern ein umfassendes Bild von den revolutionären Möglichkeiten, aber auch den Herausforderungen, die mit der rasanten Entwicklung der KI einhergehen. Carlo Götz betonte, dass die Zukunft des Menschen und der KI darin bestehe, gemeinsam Lösungen zu entwickeln, um die Chancen optimal zu nutzen und die Risiken unter Kontrolle zu halten.